Alle Artikel in der Kategorie “HAAR FÜR HAAR

Zwischen Wahnsinn und Verstand/ ist oft nur eine dünne Wand.*

Unweit von Schöppingen, in gerade mal 65 km Entfernung, befindet sich die Pension Entenhausen. Ich wollte wissen, wo googlemaps den Wohnsitz von Daniel Düsentrieb verortet und fühle mich nun darin bestätigt, dass es Zusammenhänge zwischen Schöppingen und Entenhausen gibt. Lange bevor das Unternehmen „Haarballen“ die Menschen im Münsterland zum ergrauen brachte, hatte Daniel Düsentrieb, das erfinderische Unviersalgenie, bereits die behaarte Haarklinke (!) erfunden. Eine Erfindung für den Winter, während der ‚Haarballen‘ sich mit den Möglichkeiten des Materials in der sommerlichen Jahreszeit auseinandersetzt. Meine Theorie ist einfach: Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Bernd Möllenkotte, Chef des Lohnunternehmens Möllenkotte, ein direkter Nachfahre Daniel Düsentriebs ist. Die Indizien sprechen für sich: abgesehen von baulichen Ähnlichkeiten und geographischen Übereinstimmungen zwischen der Düsentriebschen Werkstatt am Stadtrand von Entenhausen und dem Möllenkottschen Imperium am Ortsausgang von Schöppingen, ließen sich die Porträits der beiden problemlos in einer Ahnengalerie nebeneinander hängen. Es trennen sie gerade mal anderthalb Generationen. Mal abgesehen davon, dass der Vorname Daniel im Münsterland zu den gebräuchlichsten gehört und dies somit als ein weiterer Hinweis auf die Herkunft des Tüftlers gedeutet werden kann. Das Düsentrieb’sche Motto „Dem Ingenör ist nichts zu schwör“ begleitet den Entwicklungsprozess der Haarballenpresse auf jedenfall seit April. Noch ist die Experimentier- und  Konstruktionsphase nicht abgeschloßen…..

*Daniel Düsentrieb, Ingenieur und Erfinder

Hinter geschlossenen Lidern

Tag- und Nachtträume sind im vierten Monat kaum mehr voneinander zu trennen. Hinter geschlossenen Lidern tanzen Haarsträhnen. Süßlocken begegnen sich in stetem Reigen, kringeln und umschlingen sich, lösen sich mit der nächsten Drehung wieder voneinander – ein Haargestöber, dazu der Klang eines auf dem Cembalo gespielten Menuettes. Selbst das Muster auf dem Duschvorhang, ein stilisierter Fingerprint, scheint sich aus Haarsträhnen zusammenzusetzen. Vielleicht hat sich meine Netzhaut in ein Haarnetz verwandelt und projiziert nun unentwegt Muster auf die Sehfläche hinter den geschlossenen Lidern – als gälte es eine neue Tapete für die Weltsicht zu kaufen. Weiterlesen

Das Schweigen der Haare

Heute ist Schützenfest. Noch eines, möglicherweise das letzte im Reigen bereits durchfeierter Wochenendvergnügen im 4/4 Takt. Seit sieben Uhr früh werden nach Protokoll die Feierlichkeit zelebriert: Die Hauptstraße wird in Zweierreihen unter Trommelwirbel beschritten, dann kündigt Hufgeklapper gewichtige Gäste in der Kutsche an. Weiterlesen

Siebzehn Tage

Wenn siebzehn Tage gezählt sind, wird ein Mensch am Morgen des achtzehnten aufwachen und seine Haare, lang oder kurz, grau oder blond, lockig oder glatt, werden sein Haupt auf dem Kissen säumen. Hebt er seinen Kopf an, werden sie der Bewegung nicht folgen. Der Wind könnte sie wegblasen, sie sind wurzellos. Wo der Kopf des Menschen lag, wird eine Leerstelle auf dem Kissen sein. Weiterlesen

Hila spendet Haare



Gemeinsam mit fünf Kollegen ist die Künstlerin Hila gestern Nacht im Künstlerdorf angekommen. Die KünstlerInnen sind aus Peking angereist.
Bei unserer ersten Begegnung spendet Hila eine Haarsträhne.

Haar in der Suppe

Beatrice trägt ihr dichtes schwarzes Haar kurz. Kleine, feste Locken rahmen ihr Gesicht. Nicht eine bewegt sich, selbst wenn der Wind die Riesenflügel der Stahltürme auf dem Schöppinger Berg in Rüttelflug versetzt. Die Fotos auf denen man sie mit schulterlangem Haar erkennt, sind noch nicht alt. Die Fülle hatte sie mit einer Unzahl kleiner dichter Zöpfe gebändigt. Das Strähne für Strähne vollzogene Prozedere bis zur vollendeten Flechtfrisur hielt sie für Stunden auf einen Stuhl gebannt. Seit das Gewicht der Haare vor zwei Jahren unter der Schere schwand, fühlt sie sich frei. Weiterlesen

„Nichts auf der Welt vergeht. Die Knochen werden wieder Gräser oder Blumen oder ich weiss nicht was – also denke ich manchmal, was passiert denn mit unseren Gedanken? Die sollen doch auch nicht verschwendet werden.“
Judith Kerr, 24.6.1923 – 22.5.2019, Jugend- & Kinderbuchautorin, Zeichnerin. Emigrierte als Kind mit ihrer Familie aus Nazideutschland.